Andreas Dilschneider

»Oben sieht nur von unten einfach aus!«

Vor uns die Wand. Es geht 210 Meter senkrecht nach oben. Ich bin nervös! Reicht meine Kondition für sieben Seillängen? Ein letztes Mal trinken, wir rechnen mit drei Stunden bis zum Gipfel. Wir steigen in zwei Seilschaften. Ich im Vorstieg. Zu Beginn läuft alles gut, wir kommen gut voran, doch dann nach drei Seillängen kommen wir an einen kritischen Punkt, Regen setzt ein, schlagartig wechselt der Schwierigkeitsgrad, unser Bergführer macht Druck. Da ist es wieder, das mulmige Gefühl.

Eigentlich bin ich Schauspieler, bin viel herumgekommen. Als Kletterer in einer regennassen Wand habe ich Angst, mehr zu verlieren als mir lieb ist.
Ich sage meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern häufig, dass sie herausfinden müssen, worum es ihnen geht, wenn sie da oben auf der Bühne stehen. Wo geht die Reise hin? Jetzt hänge ich hier in der Wand, auf meiner Reise. Die Wand schweigt. Sie wartet, dass ich handle. Ich will meine eigenen Grenzen ausloten, dahin gehen, wo es mir schwerfällt. Jetzt bin ich mittendrin und habe keine Lösung. Noch während meines Schauspielstudiums fange ich an, als Dozent zu arbeiten. Dieses direkte, unverstellte Arbeiten mit Menschen, es lässt mich nicht mehr los. Um mehr zu lernen, gehe ich in die USA, an die New York Columbia State University, als Guestlecturer für Bodymovement und Improvisation.

Der Regen läuft über den Fels. Die Tritte sind wie Seife, mir geht die Pumpe, das Chalk klebt an meinen Händen. Wenn ich jetzt stürze, fliege ich 15 Meter quer durch die Wand, habe Angst mich zu verletzen, zu viele Vorsprünge im Fels. Ruhig atmen, Fokus setzen.

Zurück in Deutschland. Ich arbeite als Schauspieler und Regisseur, gewinne Preise, will was Neues machen. Bin einer der ersten Seminarschauspieler in Deutschland, wachse immer mehr rein, werde Trainer, coache TED-Talks, gebe Seminare und lerne selber mit jedem Seminar dazu. Immer neue Leute, jeder mit seinen eigenen Herausforderungen. Viele Begegnungen lassen mich nicht los, ich bewundere den Mut, den Teilnehmende aufbringen, um sich zu verändern. Ich merke, wie schwer es ist Altes loszulassen und Neuland zu betreten. Aber immer, wenn sich meine Teilnehmer dahin trauen, wo es für sie ungemütlich wird, sind ihre Lernerfolge am größten.

Nur noch wenige Meter bis zum Gipfel. Bald ist es dunkel und die Zeit rennt mir davon. Ich zwinge mich zur Konzentration: »Wie war das im Training nochmal?« Eine leichte Körperdrehung, die Perspektive wechseln – plötzlich sehe ich ihn, den einzig möglichen Tritt. In 180 Metern Höhe können winzige Bewegungen alles verändern. Wissen ist wichtig, um losklettern zu können. Intuition und Erfahrung braucht es, um oben anzukommen.

Ich erreiche den Ausstieg. Wir sind oben. Wir umarmen uns. Mein Bergführer sagt: »Die Wand ist Dein Freund. Du kannst sie nicht bezwingen, aber Du kannst an ihr wachsen!« Erfolgreiche Beziehungen sind für mich Wachstumsorte. Ob mit Seminar-Teilnehmer/innen oder in der Seilschaft. Mut zu haben ist vielleicht nicht einfach, aber oben sieht auch nur von unten einfach aus.

Schwerpunkte

Presentation Skills

Keynote- und Pitchvorbereitung

Storytelling

Tough Conversations

 

Andreas Dilschneider

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